Am vergangenen Wochenende machte sich Thomas Kotissek von der LG Allgäu auf den Weg zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft der Senioren, die vom 27.06. bis zum 10.07. im finnischen Tampere ausgetragen wurden. Auf dem Rückflug sollte er eine Gold- und eine Silbermedaille im Gepäck haben.
Auf dem Plan des 45-jährigen Füsseners standen der 10 km-Straßenlauf am Freitag sowie der abschließende Halbmarathon am Sonntag. Aufgrund der Meldezeiten zählte Kotissek in beiden Disziplinen zum Favoritenkreis in seiner Altersklasse. Sein klares Ziel war es daher, „um die Medaillen mitzumischen.“
Bei Sonnenschein und Temperaturen knapp über 20 Grad entwickelte sich trotz des welligen Kurses und des sehr böigen Windes von Beginn an ein sehr schnelles Rennen. Der Plan Kotisseks, sich möglichst lange an den favorisierten Amerikaner Justin Freeman zu hängen, erlitt bereits nach knapp 1,5 Kilometer einen Dämpfer, als Freeman sich mit einem Antritt an die Spitzengruppe hängte, und eine Lücke von knapp zwanzig Meter zur Läufergruppe, in der sich der 45-jährige Kotissek befand, entstand. Lange Zeit hielt sich Kotissek in der Verfolgergruppe, die sich bis Kilometer acht fast an die Gruppe um den führenden Amerikaner heranarbeiten konnte. Kurz vor dem Zusammenschluss der beiden Gruppen nutzte Freeman die Chance und setzte sich erneut etwas ab. Diesen Rückstand sollte Kotissek nicht mehr wegmachen können. Als etwa einem Kilometer vor Ziel die Goldmedaille nicht mehr erreichbar und Silber sicher schien, nahm Kotissek im Hinblick auf den noch bevorstehenden Halbmarathon Tempo raus und verzichtete auf eine noch bessere Zeit. In starken 32:07 min erreichte Kotissek als Zweiter seiner Altersklasse und Gesamtachter das Ziel und freute sich abschließend über seine erste internationale Medaille. „Heute war jemand anderes ein kleines bisschen besser. Das Rennen und die Zeit zeigen aber, dass die Form stimmt!“ zeigte sich Kotissek optimistisch im Hinblick auf den Halbmarathon, auch wenn er sich nicht sicher war, wie schwer die Beine zwei Tage nach dem anstrengenden 10km-Rennen noch sein würden.
Das positive Laufgefühl bestätigte sich jedoch bereits auf der kurzen Laufrunde am Samstag, als sich die Beine schon wieder „erstaunlich locker“ anfühlten. Zuversichtlich gestimmt verbrachte Kotissek den Nachmittag zusammen mit den anderen Langstreckenläufern aus dem Team Germany im Ratina-Stadion in der Innenstadt, und beobachteten die Wettkämpfe am vorletzten Tag dieser Weltmeisterschaften.
Angenehme Temperaturen und etwas weniger Wind am Sonntagmorgen waren gute Voraussetzungen für ein schnelles Rennen im abschließenden Halbmarathon. Da bis auf einen alle mitfavorisierten Konkurrenten auf eine Teilnahme am 10km-Lauf verzichteten, wollte sich Kotissek zunächst zurückhaltend zeigen. Die Konkurrenz drückte jedoch ordentlich aufs Tempo – die 5km-Marke wurde nach 16:50 min passiert. Als in der Folge das Tempo jedoch langsamer wurde, wuchs die Hoffnung, dass es diesmal mit dem Titel klappen könnte. Und so kam es auch: Auf einem kurzen Bergabstück nach ca. 12 km löste sich Kotissek aus seiner etwa 10-köpfigen Gruppe und erhöhte das Tempo. Dieser Tempoverschärfung konnte keiner seiner Kontrahenten etwas entgegensetzen und so setzte sich Kotissek immer weiter ab. Der 45-jährige lief auf den letzten neun Kilometer ein konstantes Rennen und gewann am Ende in einer Zeit von 1:11:41 h mit fast einer Minute Vorsprung – erneut als Gesamtachter – die Goldmedaille in der Altersklasse M45. „Mein Plan ging voll auf. Das Rennen heute hätte nicht besser laufen können. Das fühlte sich heute von Anfang bis Ende locker an! Ein perfekter Lauftag!“ freute sich Kotissek über seinen Weltmeistertitel.